Einmal Hund, immer Hund

Gassi gehen ist erfolgreicher als jede Kontaktanzeige. Beim Spaziergang mit dem Vierbeiner knüpft man massenweise Kontakte – ob man will oder nicht. Ich bin mit Columbo schon in Gegenden geflüchtet weitab jeder Zivilisation, und doch: Garantiert taucht plötzlich aus tiefstem Dickicht ein wanderstockbewaffneter Spaziergänger auf, der sich mit mir unbedingt über Futtersorten, Fellpflege und Zeckenbisse austauschen will. Überall sprechen einen wildfremde Leute an und schicken seltsame Baby-Geräusche in Columbos Richtung. Schon so manches Eis oder Wurstbrot hat sein vorzeitiges Ende in Columbos Magen gefunden, wenn sich unbedachte Hundebetrachter zum Streicheln hinuntergebeugt haben. Dessen ungeachtet beginnen sie wortreich zu erzählen:

Von ihrem Hund, dem Hund in der Nachbarschaft, dem Hund aus ihrer Kindheit, dem Hund des Bruders ihres Freundes… Und meist graben sie ihre Kindheitserinnerungen und Erfahrensberichte immer dann aus, wenn man es gerade verflucht eilig hat. Höflich wie man ist, lächelt man also gedankenverloren, während man im Kopf die Sekunden zählt, die einem noch bleiben, um zur Bushaltestelle zu hetzen. In der Zwischenzeit versenkt Columbo seine Nase mit Vorliebe in Kinderwagen und Einkaufstaschen, was schreiende Kinder und fehlende Würste zur Folge hat. Stehen die vermeintlichen Hundeliebhaber noch immer verklärt lächelnd neben Columbo, lässt die Begeisterung zumeist dann nach, wenn er ihnen in die ausgestreckte Hand niest oder sich ausgiebig die Genitalien leckt. Für mich ist spätestens dann der Zeitpunkt der Flucht gekommen, wenn sich Columbos Schnauze samt Sabber kräftig geschüttelt hat, denn ich habe gesehen auf wessen Wildledermantel seine Speichelreste geflogen sind… Manchmal kriege ich dann sogar noch den Bus.

Er liebt sie alle – ob Hund oder nicht

Columbo liebt, beinahe ebenso sehr wie Briefträger, Schlammpfützen und Steaks, seine Artgenossen  – alle, ausnahmslos. Ganz gleich ob sie klein oder groß sind, bellen oder nicht, vier oder drei Beine haben… Sobald er einen nur aus der Ferne sieht, fallen alle gelernten Kommandos einer zeitweiligen Amnesie zum Opfer und er zieht mich mit der ganzen Kraft seiner inzwischen 35 Kilo selbstvergessen in Richtung Hund. Dass er dabei von Zeit zu Zeit irrt, erkennt er erst, wenn der dackelbraune Einkaufsziehwagen einfach nicht mit dem Schwanz wedeln will

Trifft er aber auf einen richtigen Hund, sinkt der in der Aufregung hoch erhobene Kopf erst dann, wenn es ans intime Schnüffeln geht… Kaum ist diese erste Aktion vollendet, fordert Columbo sowohl Hund als auch Herrchen – ganz gleich welches Alter und welche Größe – hartnäckig zum Spielen auf. Notfalls springt er allein wie ein Flummi in der Gegend herum und rennt irre im Kreis. Mit angelegten Ohren veranstaltet er mit sich selbst Wettrennen. Nun ja, der Vorteil dabei ist, dass er nicht verlieren kann… Hat er sich schließlich endlich ein wenig beruhigt, ist der andere Hund meist schon längst fort. Doch das stört Columbo wenig.

Auch unsere Nachbarn verehrt er, denn diese beherbergen einen Kleintier-Zoo, Columbos sehnlichster Wunsch: Stundenlang sitzt er vorm Aquarium und sieht dem Goldfisch beim Schwimmen von rechts nach links nach rechts nach links… zu. Am liebsten würde er den Hamster im Laufrad begleiten, geduldig zählt er die Runden; plauscht dann noch etwas mit dem Chinchilla, um letztendlich dem Hasen das Futter zu klauen…