Schön, schön, schöner …
Ein Mittwoch im Juni, ein herrlicher Sommerabend. Ein ganz normaler Tag könnte man denken, doch es ist ein historisches Datum: Columbos erster Besuch beim Hundefriseur. Noch weiß er nicht, was auf ihn zukommt …
Wir schlendern durch die warme Stadt und biegen schließlich ab. Glücklich tänzelt Columbo neben mir in den idyllischen Hinterhof und steuert direkt auf die Tür zu, an der in großen Lettern „Hundesalon“ steht. Da noch eine Westidame beschnitten, verschönert, frisiert – wie sagt man dazu?! – wird, müssen wir uns noch draußen ein paar Minuten gedulden. Ohne Kaffee und Lesestoff wie beim Menschenfriseur versteht sich.
Ich sitze gemütlich auf der Gartenbank, Columbo reckt den Kopf zum offenen Fenster, er hat etwas gehört, das seine Aufmerksamkeit fesselt: ein hohes Fiepen – nanu?
Endlich geht es los: Columbo stürmt die Bude! Am besten findet er den riesigen Haufen verschiedener Haarbüschel in der Ecke, wow, er ist begeistert. Lauter Kumpels!! Er stürzt sich rauf und rein – und ich kann ihn kaum aus dem vorher säuberlich zusammengefegten Haarhaufen zerren … Als ich uns endlich der Dame vorstellen kann, mit hochrotem Kopf, wird es besser. Die Friseurin ist nett und ignoriert erfahren Columbos leidenden Blick, während er auf dem Tisch steht, na ja, eher ängstlich hockt … Unser Häufchen Elend zuckt beim ersten Summen des Haarschneiders, dann lässt er stoisch alles über sich ergehen – er duldet, er ERduldet, aber es wird …
Der erste Schnitt ist bekanntlich der Schwerste; ich staune, was da runterkommt, und was da hervorkommt: blütenweißes Babyfell.
Columbo guckt mit hilfeheischenden Seitenblicken zu mir rüber. Ich sehe förmlich die Gedankenblase über seinen Kopf aufsteigen: „Was macht die fremde Tante da mit mir? Und du, Frauchen, tut gar nichts dagegen?! Mach doch was, Hilfe …!“ Ich schlucke und bete, dass er weiterhin still hält und ich nicht mit einem Hund mit halbem Irokesenschnitt nach Hause schleichen muss.
Als die Frau mit dem fiesen Ratztfatze-Gerät an seine Weichteile kommt, schaut er noch einmal doppelt dumm aus der Wäsche. Er guckt pikiert und verrenkt sich den Kopf wie verrückt. Während unser Schaf geschoren wird, und so sieht es wirklich aus, schlage ich mich mit den unangenehmen Gedanken an meinen bei diesem Anblick vor Schreck in Ohnmacht sinkenden Freund herum. „Und das wächst wirklich genauso nach, wie versprochen?“, flüstere ich schwach. „Ja, ja!“, versichert die Dame leichthin und fasst meinen armen verschandelten Hund resolut bei den … Füßen.
Zum Schluss präsentiert sie mir einen dicken Haufen Columbo-Haar, einen total verstörten Hund in Gestalt eines neu geborenen Lämmchens und eine saftige Rechnung. Halleluja!
Wir kamen, sahen – und flohen nun … (Die Dame hielt noch immer die rasende Harrschneidemaschine unternehmungslustig in ihren rastlosen Händen – ich begann um mein eigenes Haupthaar zu fürchten …)
Ich spaziere mit meinem – einst ein maskuliner Golden Retriever – nun ein schlaksiger Labrador Welpen, nach Hause. Er ist total süß, wie er da mit seinen großen Füßen und langen Beinen um die Ecke biegt – nur der Kopf wirkt ein wenig groß in Relation zu dem schlanken Körper, zumindest von vorn. Doch er scheint sich wohl zu fühlen, und das ist schließlich die Hauptsache – auch wenn er aussieht, als hätte er einen Ganzkörper-Fleecepulli an Auf dem Nachhauseweg ruiniert er unseren einzigen Trumpf bezüglich der Präsentation vor Herrchen: seine helle kuschelige Junghundfarbe, die das raspelkurze Unterfell aufweist. Er schmeißt sich zielsicher in den nächsten Modderhaufen. Na super, aber Grau in Grau ist ja auch sehr schick. Herrchen muss zwar schlucken beim Anblick unseres Hausschafes, lässt uns aber rein, so dass wir nicht wie befürchtet die Nacht zusammengekuschelt auf der Parkbank schlafen müssen …
(Barbara Schilling, *** mehr zu lesen in den beiden Büchern “COLUMBO: Ein Hund für alle “Felle” + COLUMBO. Vier Pfoten und ein Halleluja!)