Sitz!
Mein Herrchen meint es oft gut mit mir, doch so richtig verstehen tun uns die Zweibeiner doch nicht immer … Neulich also lag ein Sofakissen auf dem Fußboden, ups – da ist wohl jemand zu schnell vom Sofa aufgesprungen als das Telefon klingelte und hat den Fauxpas nicht bemerkt. Hi hi, Zeit für mich als vierbeinigen Hausherren da mal „Ordnung“ zu schaffen – indem ich mein Revier markiere. Nein, keine Angst, liebe Leser, ich habe nichts getan, was du nicht auch tun würdest: Ich habe es nur in Besitz genommen. Wozu ungenutzt lassen, wenn es da eh so herrenlos einsam herumliegt? Ok ok, vielleicht sind ein paar Sabberfäden hängengeblieben, aber auch das habe ich schon bei niesenden Besuchern meiner Mitbewohner gesehen … Mir ist nichts Menschliches fremd. Also, ich machte es mir so richtig gemütlich auf dem weichen knautschigen Ding. Ahhhh, was für eine Wohltat, mal so ein dekadentes Möbelstückchen unter dem befellten Hintern zu haben. Ich kuschelte mich schließlich rittlings darauf und schlief prompt ein. Es kam wie es kommen musste: Aus der Traum, in dem ich mir gerade von leicht beschürzten Hündinnen Würstchen ins offene Maul stecken ließ … Mein Herrchen legte den Hörer auf, drehte sich um und: Machte dem Ganzen ein Ende, indem er mich ziemlich unsanft von meinem gerade erbeuteten Bettchen jagte. Nun trottete ich enttäuscht in den Flur, schaute noch einmal zurück und zog beleidigt von dannen. Die Show muss Format gehabt haben, denn mein Hausfreund pfiff mich zurück; siehe da, nun tat es ihm doch leid, mich so brüsk vertrieben zu haben … Das Kissen lag zwar wieder an seinem Platz auf der Couch, aber man reichte mir einen vermeintlichen Ersatz: Das olle Stoffding aus dem Arbeitszimmer sollte mir das luxuriöse Kissenplätzchen ersetzen. Mein Gott, ich bin ja zu vielem bereit, aber … wie doof denken die Menschen eigentlich oft, dass wir sind?! Das war doch kein Tausch. Um ihm auch mal eine Lektion zu erteilen, lief ich geradewegs auf ihn zu, umrundete das gut gemeinte aber inakzeptable „Örtchen“ aus dem miefigen, kratzigen Deckchen und legte mich demonstrativ auf den harten Parkettboden NEBEN den angebotenen Liegeplatz. Mal sehen, ob er es schnallte … Hm, … ich hatte wenig Hoffnung; die Menschen bilden sich zwar wunderwas auf ihre Evolutionstheorie ein, aber im Grunde haben sie keine Ahnung. Wir lassen sie in dem Glauben, die Krone der Schöpfung zu sein, ich habe es bis jetzt noch nicht übers Herz gebracht, ihnen reinen Wein einzuschenken, dazu habe ich sie einfach zu gern! Also spiele ich mit – soweit als möglich. Doch hier war meine persönliche Grenze erreicht; da wartete ich lieber, bis wieder das Telefon klingelte …